von Uwe Mertens
Das Ehrenmal in Heringhausen, das sich unmittelbar am Fuße des Kirchturms befindet und nicht nur an die in einem Krieg gefallenen Soldaten sondern auch an die Opfer der Kriege erinnert, ist nicht das erste in Heringhausen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde ein Kriegerdenkmal Form einer Säule auf dem Kirchplatz in Heringhausen errichtet und feierlich am 09. November 1922 eingeweiht. Es hatte somit einen Ehrenplatz in unmittelbarer Nähe zur Kirche inne. Zur Zeit der Errichtung befand sich nur eine Tafel mit den Gefallenen des Ersten Weltkriegs an einer Seite der Säule.
Das Grundstück, auf dem das Kriegerdenkmal errichtet wurde, befand sich im Eigentum der politischen Gemeinde Heringhausen. Der Standort direkt neben meinem Elternhaus wurde seinerzeit als ideal empfunden.
Kriegerdenkmale, die nicht nur an Feldherren oder Offiziere erinnern, sondern auch an einfache Soldaten, entstanden erst seit der französischen Revolution 1789 und den anschließenden Koalitionskriegen bis 1815. Damals wurde die Kriegführung durch die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht radikalisiert und gleichzeitig vergesellschaftet. Erstmals seit dem Dreißigjährigen Krieg war die breite Masse der Völker vom Krieg betroffen; für die sich über mehr als 20 Jahre hinziehenden Koalitionskriege wurde eine bislang unvorstellbare Zahl von Soldaten mobilisiert. Das Wehrpflichtsystem begünstigte eine rücksichtslose Kriegsführung mit riesigen Verlusten. Die Ideale der französischen Revolution spiegelten sich also in der erstmaligen Erwähnung der Namen einfacher Soldaten auf Gedenktafeln und Denkmälern wider: Der „Bürger“ war „Soldat“ geworden. Die Funktion eines Kriegerdenkmals ist vielfältig. Es soll die Angehörigen trösten, indem es dem Tod ihrer Verwandten einen Sinn verleiht, es soll die Überlebenden auf das Vorbild der Opfer verpflichten und den Staat und seine Ideale repräsentieren. Deshalb gab es um die Aufstellung von Kriegerdenkmälern auch häufig Konflikte. Verschiedene gesellschaftliche Gruppen versuchten mit dem Denkmal, ihre Deutung des Krieges oder der Gesellschaft durchzusetzen. Etwa, ob nun die Trauer um die Toten oder eher Heldenverehrung (bisweilen mit Ausdruck des künftigen Willens zur Revanche) im Vordergrund stehen sollte. [1]
In Deutschland sollen sich, Gedenktafeln inbegriffen, über 100.000 Kriegerdenkmäler befinden. Die ältesten Kriegerdenkmale dürften einige Gedenktafeln für in den napoleonischen Kriegen gefallene Einwohner darstellen. Nachdem Friedrich Wilhelm III. am 10. März 1813 mit der Stiftung des Eisernen Kreuzes erstmals einen Orden schuf, dessen Verleihung unabhängig von Stand und Dienstgrad war, also erstmals auch dem einfachen Soldaten verliehen werden konnte, erließ er am 5. Mai 1813 die „Verordnung über die Stiftung eines bleibenden Denkmals für die, so im Kampfe für Unabhängigkeit und Vaterland blieben.“ In ihr heißt es u. a.:
„§ 1: Jeder Krieger, der den Tod für das Vaterland in Ausübung einer Heldentat findet, die ihm nach dem einstimmigen Zeugnis seiner Vorgesetzten und Kameraden den Orden des eisernen Kreuzes erworben haben würde, soll durch ein auf Kosten des Staats in der Regimentskirche zu errichtendes Denkmal auch nach seinem Tode geehrt werden.
[…]
§3: Außerdem soll für alle, die auf dem Bette der Ehre starben, in jeder Kirche eine Tafel auf Kosten der Gemeinden errichtet werden, mit der Aufschrift:
Aus diesem Kirchspiele starben für König und Vaterland:
Unter dieser Aufschrift werden die Namen aller zu dem Kirchspiel gehörig gewesenen Gefallenen eingeschrieben. Oben die, welche das eiserne Kreuz erhalten, oder desselben würdig gewesen wären.“
Der Großteil der in Deutschland errichteten Kriegerdenkmälern geht auf die Zeit nach den Einigungskriegen (1870 / 1871) zurück. Selten war auf diesen Denkmälern ein Bezug auf die Opfer der Kriege, vielmehr wurde der gefallenen Soldaten des jeweiligen Ortes gedacht. [1]
Man sollte dabei aber eben nicht nur an die gefallenen Soldaten denken, sondern sich auch der Umstände vergegenwärtigen, die zum Verlust ihrer meist sehr jungen Leben geführt haben. An das Leben, welches sie nie haben leben dürfen, die Frauen und Kinder, die sie nie haben konnten, die getätigten Versprechungen der Obrigkeit – sei es im Ersten oder auch im Zweiten Weltkrieg – welche allesamt nicht gehalten wurden.
Auch die Gemeinde Heringhausen errichtete somit ein Kriegerdenkmal, denn es gab Opfer / gefallene Soldaten aus der Gemeinde zu beklagen. Für die Errichtung des Denkmals wurde dem Zeitgeist entsprechend (in der damaligen Zeit stand noch eine andere Sichtweise im Vordergrund, nämlich die Ausweisung von Stolz, Verkündung von Wehrwillen oder Absichten der Revanche) eine Ausführung gewählt.
Das Denkmal wurde aus einer viereckigen Steinsäule (vermutlich wurde heller Granit verwendet) in Verbindung mit einer Bronzetafel errichtet. Diese Materialien entsprechen dem damals üblichen Standard und beinhalten auch die Vorgabe nach einer gewissen Dauerhaftigkeit. Die Inschrift auf der Hauptseite des Denkmals “IHREN GEFALLENEN HELDEN – DIE DANKBARE GEMEINDE HERINGHAUSEN” verweist bei den bis 1945 entstandenen Denkmälern oft auf die Tugenden der gefallenen Soldaten: Tapferkeit, Mut, Vaterlandsliebe, Treue, Opferbereitschaft, Kameradschaft und Pflichterfüllung bis in den Tod. Als Stifter des Denkmals kann somit die Gemeinde Heringhausen angesehen werden; denn viele Spenden und Gaben für die Errichtung erfolgten freiwillig durch die eingesessenen Bürger, wie in der Urkunde festgehalten wurde.
Leider liegen aus dieser Zeit der Errichtung keine weiteren Unterlagen vor, aus denen man vielleicht einen Gegenentwurf einer anderen Gruppierung hätte ableiten können. In anderen Orten gibt es zum Teil auch Inschriften mit dem Hinweis: „Nie wieder Krieg“ und die Verwendung entsprechender Symbolik.
Die Denkmäler, die in vielen Orten das Landschaftsbild mit prägen, befinden sich zumeist an oder in Kirchen und beschränken sich auch oft auf die Auflistung der Namen der Gefallenen. Immerhin war nicht nur der Krieg verloren, sondern auch das Kaiserreich war untergegangen und die Armee war aufgelöst. Daher weisen die Denkmäler üblicherweise keine nationalen Symbole auf, vielmehr zeigen sie Eisernes Kreuz, Eichenlaub, Schwert und Stahlhelm sowie christliche Symbolik. Der Obelisk oder die Säule als Siegessymbol ist seltener anzutreffen. Figürliche Darstellungen zeigen bei Denkmälern um 1920 häufig mittelalterliche Figuren, später sterbende und trauernde Krieger wie auf der Bronzetafel zu erkennen ist. [1]
Die Steintafel mit den gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges ist vermutlich an der linken Seite der Säule angebracht. Auf Abbildung 1 ist auf der rechten Seite die Tafel mit den gefallenen Soldaten des Zweiten Weltkrieges zu sehen.
Es gilt auch zu beachten, dass zur Zeit der Errichtung die Große Inflation herrschte. Reparationszahlungen, die im Versailler Vertrag festgelegt wurden, waren an die Siegermächte in Form von Gold, Devisen und Sachleistungen zu entrichten und somit von einer Inflation nicht betroffen. Die Regierung der Weimarer Republik versuchte durch eine massive Ausweitung der Geldmenge die Staatsschulden zu beseitigen. Dies war neben der Schuldenpolitik während der Zeit des Ersten Weltkriegs die eigentliche Ursache der schon ab 1919 beginnenden Hyperinflation. Zu Ende des Krieges 1918 hatte die Mark bereits offiziell mehr als die Hälfte ihres Wertes (Kaufkraft) verloren. Zu Beginn des Jahres 1922 stand das Verhältnis einer Goldmark zu Papiermark bei 1 zu ~100 und stieg bis Ende des Jahres 1922 auf rund 1 zu ~1.000 an. Bis zur Währungsreform im Jahr 1923 stieg dieses Verhältnis noch auf 1 zu ~1.000.000.000.000 an.
Ich erwähne dieses Verhältnisse, um die Zahlen zu verdeutlichen, denn in der Urkunde zur Einweihung sind ähnliche Bezüge enthalten. Die Urkunde zur Einweihung des Kriegerdenkmals aus dem Jahr 1922 selbst liegt uns nur noch in einem schlechten Zustand vor. Der Zahn der Zeit hat schwer an ihr genagt, so dass ich der guten Ordnung halber unter Mitwirkung meines Vorgängers im Amt eine Abschrift in leserlicher Form habe anfertigen können:
Was mögen die Leute seinerzeit im Rahmen der feierlichen Einweihung des Kriegerdenkmals nur gedacht haben? Waren Ihre Gedanken wieder bei den gefallenen Verwandten und Freunden? Manch einer wird sich auch an die freudige Rückkehr des Sohnes, Bruders, Ehemanns oder Vaters erinnert haben. Wiederum andere dachten vielleicht nur daran, dass man das viele Geld nach der sinnlosen Kriegsführung sicherlich auch hätte besser verwenden können…
Im Zweiten Weltkrieg nahm der Anteil ziviler Opfer an den Gesamtverlusten enorme Ausmaße an (siehe Kriegstote des Zweiten Weltkrieges). Auch aufgrund der politischen Diskussion und des Pazifismus der Nachkriegszeit wurden Denkmäler daher zumeist nicht allein den Soldaten, sondern allen Opfern des Krieges gewidmet, wobei man überwiegend auf die Nennung der einzelnen Namen verzichtete. Die chaotische Situation in Deutschland nach 1945 mit der großen Zahl von Vertriebenen und Verschollenen hätte eine genaue Erfassung aller Namen in größeren Städten ohnehin unmöglich gemacht. Reine Kriegerdenkmäler wurden deshalb nur vereinzelt neu errichtet. Häufiger wurden Kriegerdenkmäler für 1914–18 um die Namen der Toten 1939–45 ergänzt. Bei nach 1945 neu errichteten Kriegerdenkmälern sind oft christliche Symbole wie das Kreuz und die Pietà oder Palmzweige vorzufinden. [1]
Auch der Zweite Weltkrieg forderte Tribut und es gab wieder gefallene Soldaten aus der Gemeinde zu beklagen. Die Direktive Nr. 30 des Alliierten Kontrollrates vom 31. Mai 1946, sah sogar die Beseitigung oder Umgestaltung bestehender Denkmale vor. [1] In einer am 12. Juli 1946 veröffentlichen Ergänzung dieser Verordnung wurden Gedenksteine, die zum Andenken an Verstorbene regulärer Einheiten errichtet wurden, aber als erhaltenswert festgelegt. Das Denkmal in Heringhausen war davon somit nicht betroffen und die Namen der gefallenen und vermissten Soldaten wurden auf einer zweiten Steintafel am Kriegerdenkmal angebracht. Wann dies tatsächlich erfolgte, lies sich anhand der Protokoll- und Kirchenbücher nicht mehr nachvollziehen.
Die Gemeinde Heringhausen veränderte sich in den kommenden Jahren und es wurde der Neubau einer Kirche angestrebt, da die Bevölkerungszahlen statistisch zunehmen würden und die vorhandene Kirche diesem Zuwachs nicht gerecht werden konnte. Hinsichtlich dieses Zusammenhangs im Zuge des Kirchenneubaus und den daraus folgenden Veränderungen der Grundstücksverhältnisse verweise ich auf den Ausschnitt einer Flurkarte von 1951, den ich in einem separaten Artikel „Rund um den Kirchplatz (1)“ näher erläutern werde.
In der Gemeinderatssitzung vom 30.06.1964 unter Vorsitz des damaligen Bürgermeisters Bültmann wurde unter anderem die Angelegenheit des alten Schulwegs im Zuge des Kirchenneubaus diskutiert. Grundsätzlich gingen die Gedanken der Gemeindevertreter sogar soweit, die Grundstücke von Rüthing und Mertens, welche direkt am Kirchplatz liegen, aufzukaufen, um einen Dorfmittelpunktplatz mit einem zentral gelegenen Kindergarten zu schaffen sowie ein neues Kriegerdenkmal zu errichten. Eine Begradigung der Straße vom Kirchplatz zur Schule wäre somit auch möglich gewesen. Die Gemeindevertreter wollten nach einer Diskussion eine Ortsbesichtigung auch mit einem Vertreter des Ministeriums durchführen, um die Finanzierung zu erörtern. Zu diesem Zeitpunkt war aber noch unklar, wo die Neubauten der alten Eigentümer hätte errichtet werden können. Bis nach einer neuen Ortsbesichtigung wurde allerdings das Anliegen vorerst zurückgestellt. Letztlich scheiterte dieses Vorhaben aber wohl genau aus diesem Grunde.
In einer weiteren Sitzung des Gemeinderates vom 30.07.1964, nach der erfolgten Ortsbesichtigung mit den Vertretern der Regierung, wurde definiert, dass gegen den Bau der neuen Kirche unter Berücksichtigung der Pläne zur Sitzung vom 30.06.1964 keine Bedenken geben würde.
Das Problem bestand darin, dass die notwendigen Abstände bei Errichtung des Kirchturmes zu den Nachbargrundstücken der politischen Gemeinde Heringhausen nicht eingehalten werden konnten und eben aus diesem Grund die Verlegung des Schulweges nach Osten hin zwingend notwendig wurde. Auch diesen Punkt betreffend wurde wieder eine Ortsbesichtigung unter Leitung des Bürgermeisters Bültmann angestrebt, um sich über die Grenzlage vor Ort ein Bild machen zu können. Im Rahmen dieser Ortsbegehung bestand nun einheitlich Klarheit darüber, dass die neue Wegeführung einen Vorteil für den Bauern Rüthing darstellen würde, da der neue Weg nun in gerader Linie zu seinem Hause führen würde. Die Notwendigkeit zur Umsetzung des Kriegerdenkmals war ab diesem Zeitpunkt unbestritten. Den Beteiligten war auch klar, dass man kurzfristig zu einer Entscheidung würde kommen müssen, um den anstehenden Kirchenneubau nicht zu verzögern. Es wurde auch beschlossen, dass eine Teilparzelle der politischen Gemeinde (in Form eines langgezogenen Dreiecks) an die Kirchengemeinde abgetreten wird, da diese für die politische Gemeinde ohne Bedeutung sein würde. Im Gegenzug müsse aber die Kirchgemeinde einen geeigneten Platz vor der Kirche für die Aufstellung des Kriegerdenkmals zur Verfügung stellen.
Diesem Antrag stimmte seinerzeit auch der Kirchenvorstand sowie das erzbischöfliche Generalvikariat unter dem Vorbehalt zu, dass die politischen Gemeinde für die Kosten über Pflege und Haftpflichtversicherung des Kriegerdenkmals aufkommen müsse.
Am 26.05.1965 wurde der Antrag der katholischen Kirchengemeinde zur provisorischen Unterbringung des Kriegerdenkmals mit einer temporären Unterbringung / Aufstellung auf dem Friedhof besprochen. Hier wurde seinerzeit auch Rücksprache mit Herrn Pfarrvikar Enste gehalten, der sich ebenfalls für die Umverlegung des Kriegerdenkmals unter Leitung der katholischen Kirchengemeinde einsetzte und auch finanzielle Mittel zusicherte.
Der Bau der Kirche war schon in vollem Gang, da stand aber das Kriegerdenkmal immer noch an seinem angestammten Platz.
Kurze Zeit später wurde dann das Kriegerdenkmal auf den Friedhof umgesetzt. Leider habe ich von dem Kriegerdenkmal auf dem Friedhof kein Bildmaterial vorliegen.
In der Kirchenchronik hat Pfarrvikar August Finke (seit 1968 in Heringhausen tätig) geschrieben: “Im Zuge des Neubaus der Kirche musste das Denkmal für die Gefallenen von 1914 – 18, dem die Namen der Toten des 2. Weltkriegs 1939 – 45 hinzugefügt worden waren, versetzt werden.” Hintergrund ist, dass der Standort der neuen Kirche gegenüber der Alten wesentlich in südwestlicher Richtung verlagert wurde. Dadurch war der normale Zugangsweg zur Schule und zu den Familienhäusern Rüthing und Butz nicht mehr in vollem Umfang gegeben.
Allerdings erwähnt Pfarrvikar Finke einige Jahre später: “Es fand einen wenig idealen Platz auf dem Friedhof, dessen Entfernung dem Gedenken am Volkstrauertag nicht zuträglich war. Besonders bei schlechten Wetter fanden nur wenige Bürger den Weg dorthin.”
In der Beratung der Gemeindevertretung vom 06.01.1971 wurde ein Antrag der Schützenbruderschaft St. Jakobus Heringhausen besprochen, das Kriegerdenkmal vom Friedhof doch wieder an die Kirche zu versetzen. In einer Diskussion unter Einbeziehung des Kirchenvorstands solle letztlich auch die Standortfrage des Kriegerdenkmals abschließend erörtert werden. Die Gedanken wurden konkreter; denn es bestand ja schon vor dem Umsetzen des Kriegerdenkmals auf den Friedhof im Grunde Einigkeit darüber, dass das Denkmal nach dem Kirchenneubau wieder in der Nähe der Kirche aufgestellt werden sollte.
Allerdings wollte man nicht ein Kriegerdenkmal im eigentlichen Sinne errichten, der Zeitgeist hatte sich gewandelt, und man wollte mehr die Rolle der Gefallenen als Kriegsopfer betonen und dem Denkmal die Rolle eines Mahnmals für den Frieden zugestehen. Bei einem Kriegerdenkmal werden zur Erinnerung die Namen der in einem Krieg gefallenen und vermissten Soldaten explizit erwähnt. Bei einem Ehrenmal entfällt dieses Kriterium und es wird im Allgemein nur ein Widmungstext angebracht. Daher sollte sich das neue Ehrenmal auch in deutlicher Form von dem Aussehen früherer Kriegerdenkmäler unterscheiden. Ob es Gegenentwürfe zu der dann gebauten Variante gab, konnte ich anhand der Protokollbücher nicht mehr ermitteln.
Der Auftrag zur Errichtung eines neuen Kriegerdenkmals wurde kurz darauf an die Fa. Steinbruch Becker in Bestwig erteilt und in der Sitzung des Gemeinderates vom 29.04.1971 teilte Bürgermeister Koch mit, dass das Ehrenmal zwischenzeitlich schon angeliefert sei. Die Gemeindevertretersitzung wurde daraufhin unterbrochen, um eine Ortsbesichtigung durchzuführen. Nach Auskunft des Bürgermeisters habe das Ehrenmal eine Gewicht von 4,5 Tonnen. Unklarheit bestand noch in der Art der Beschriftung und Bürgermeister Koch schlug vor, das Ehrenmal wie folgt zu beschriften:
„Unser Opfer
Eure Verpflichtung
Frieden“
Die Kosten für je einen Buchstaben würden sich auf 14,– DM belaufen. Nach dem Eingießen des neuen Mahnmals solle eine Mauer aus Grauwacke um das Ehrenmal errichtet werden. Einstimmig wurde dieser Vorschlag durch die Beteiligten angenommen.
Im Zuge einer Eigenleistung setzten die Bürger des Ortes das Fundament, fuhren Sand und Erde heran und pflanzten Blumen. Am Schützenfestsamstag, den 05.06.1971 war es dann soweit, das neue Ehrenmal wurde an der Kirche unter Leitung des Pfarrvikars Finke feierlich eingeweiht und spricht seither die Vorbeigehenden an. Jedes Jahr zum Volkstrauertag und zum jährlichen Schützenfest erfolgt erneut eine Kranzniederlegung und ein stilles Gedenken.
In dem offiziellen Zeitungsartikel zur Einweihung des neuen Ehrenmals ist von einem Gewicht von 100 Zentnern (entspricht 5 Tonnen – vermutlich das Gesamtgewicht inklusive Umfassungsmauer) die Rede!? Ja, früher sagte man Zentner und irgendwie – abgesehen davon welche Gewichtsangabe nun richtig ist – hört sich die Angabe in Zentnern auch schon schwerer an.
Die Namenstafeln der Gefallenen und Vermissten des ersten Weltkrieges wurden in der Kirche angebracht. Über den Verbleib der Namenstafel für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs konnte ich keine Erkenntnisse mehr erlangen. Ich gehe davon, dass sie im Zuge des Umbaus / des Abbruchs des alten Denkmals aus Versehen zerstört wurde. Zum Glück hatte man aber noch die durch Aloys Stehling schon viele Jahre zuvor geschnitzte Namenstafel, die auch schon in der alten Kirche neben dem Beichtstuhl hing.
An der Stelle des ehemaligen Standorts des Kriegerdenkmals haben wir, die Familie Mertens, eine Eiche gepflanzt. Sie soll die Erinnerung an das erste Kriegerdenkmal aufrechterhalten. Den Spross der Eiche haben wir auf dem Grab meiner Großmutter, Frieda Kraft, (*1904 – V1984) so um 1988 gefunden. Ein eifriges Eichhörnchen hat da wohl eine Wintervorrat angelegt und das Lager dann vergessen. Wir nahmen das Pflänzchen mit; denn auf dem Friedhof konnte es nicht bleiben und setzten es bei uns im Garten ein. Als neuer Standort kam aus unserer Sicht nur die Rasenfläche an der Westseite des Elternhauses – eben am ehemaligen Standort des Kriegerdenkmals – in Betracht. Der Baum erinnert uns somit auch in seiner zweiten Funktion an meine Großmutter mütterlicherseits. Auf Bild 8 ist die heutige Situation zu sehen. Links Haus Mertens, die Eiche, Haus Wegener (ehem. Rüthing) in der Bildmitte und rechts der Kirchturm mit dem neuen Ehrenmal.
Die Pflege des Ehrenmals wird ehrenamtlich durch Bürger aus Heringhausen unter der Leitung von Werner Kenter ausgeführt.
Quellenverzeichnis:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Kriegerdenkmal
[2] Archiv Reinhardt Schmidtmann
[3] http://www.verfassungen.de/de/de45-49/kr-direktive30.htm