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Bildstock in Heringhausen

von Uwe Mertens

Es war am 25. Mai 1974, als der damalige Papst Paul VI verkündete, dass das Jahr 1975 als ordentliches heiliges Jahr gefeiert werden sollte. Am 24. Dezember 1974 eröffnete er das heilige Jahr offiziell im Petersdom in Rom mit dem traditionellen Öffnung der heiligen Pforte. Das Heilige Jahr dient der inneren Erneuerung der katholischen Gläubigen und der Vergebung ihrer Sünden.

Für die Gemeinde Heringhausen war dies Anlass genug, nicht nur im gottesdienstlichen Raum und auf dem Gebiet der Caritas ein besonderes Zeichen zu setzen. Und so gab Pfarrvikar August Finke am 2. Ostertag den Anstoß zum Bau eines Marienbildstocks. Da die Verehrung der Mutter Gottes im Sauerland besonders ausgeprägt ist, war dies sicherlich auch ein entscheidender Grund für die Errichtung des Bildnisses.

Der Bildstock sollte an dem neu gebauten Wirtschaftsweg im Hochwald “An der Borg” errichtet werden. Zweifelsfrei war dieser Ort aus damaliger Sicht gut gewählt. Das Grundstück konnte von der Kirchgemeinde zur Verfügung gestellt werden. Die davor befindlichen Wiesen und die noch relativ kleinen Fichten gewährten sowohl einen guten Blick vom Dorf auf den Bildstock als auch einen sehr guten Blick vom Bildstock in die weite Ferne und natürlich auch auf das im Tal gelegene Dorf Heringhausen.

Durch Kollekten wurden die notwendigen finanziellen Mittel zum Erwerb der Baumaterialien bereitgestellt. Im Anschluss wurde die Bauleitung in die Hände von Aloys Stehling gelegt. Ihm stand sein Bruder Gustav tatkräftig zur Seite. Aber auch darüber hinaus haben viele Männer, Frauen, Jugendlichen und sogar Kinder ihre Arbeitskraft selbstlos zur Verfügung gestellt. [1]

So führte Bernhard Hinkers die notwendigen Stuckateurarbeiten aus und Herbert Butz mauerte die Gedenkurkunde ein.

Am Tag der offiziellen Einweihung, 31. August 1975,  herrschte strahlender Sonnenschein. Die Muttergottes-Statue wurde von den Messdienern inmitten roter Rosen auf einer Senfte getragen und im Rahmen einer Prozession zum neu errichteten Bildstock an der Borg geleitet.

Bild 1 - Bildstock zur Einweihung im Jahr 1975Bild 1:       Bildstock zur Einweihung im Jahr 1975

Im Zuge der Einweihung verlas Albert Dicke, Vorsitzender des Kirchgemeinderates: “Dieser Bildstock zu Ehren der Gottesmutter Maria wurde im Heiligen Jahr 1975 von den Katholiken der St. Nikolaus-Gemeinde Heringhausen errichtet. Dieses Heiligtum soll Zeichen des Dankes sein für alles Gute, das uns Gott geschenkt hat, besonders aber dafür, dass diese Generation nach dem Schrecken des 2. Weltkrieges seit 30 Jahren in Frieden und Wohlstand ihr Leben gestalten kann.”

Bild 2 - Einweihung mit Pfarrvikar Finke und Albert DickeBild 2:       Einweihung mit Pfarrvikar Finke und Albert Dicke [2]

Auf Bild 2 sind des Weiteren zu sehen (v. l.): Pater Augustinus Richter, Pater Sebastian Korotemple aus Korala in Indien, der zu dieser Zeit mehrfach Heringhausen besuchte, sowie 4 Messdiener.

Den Text der Urkunde hat Pfarrvikar Finke in der Kirchenchronik handschriftlich niedergeschrieben. Eine Fotokopie der Originalurkune konnte ich im Archiv nicht ausfindig machen.

Bild 3 - Urkunde zur EinweihungBild 3:       Urkunde zur Einweihung (nachgestellt)

Bild 4 - Namensliste der Helfer zur EinweihungBild 4:       Namensliste der Helfer zur Einweihung (nachgestellt)

Das gute Wetter nutzten die rund 600 Teilnehmer anschließend auf den damals noch zu Familie Mertens gehörende Wiesen zu einem geselligen Beisammensein. Es gab Kuchen, belegte Brötchen und Würstchen vom Grill. Die erfrischenden Getränke, die zusätzlich gereicht wurden, ließen die Stimmung steigen. Man fasste den Beschluss, alle 5 Jahre in einer Prozession zum Bildstock zu ziehen und dort eine Feier zu halten. [3]

Leider bleibt anzumerken, dass das Vorhaben, alle 5 Jahre eine Prozession durchzuführen, nicht wirklich lange gehalten hat. Zum 20-jährigen Jubiläum wurde eine Andacht unter der Leitung von Pastor Skora gehalten und in den nachfolgenden Jahren führte die Kath. Frauengemeinschaft im Mai jeden Jahres eine Wanderung aus.

Zu Zeiten des Pastors Finke wurde den jährlichen Kommunionkindern ein gerahmtes Bild des Bildstocks als Erinnerung überreicht. Postkarten (Bild 1) konnten ein Zeit lang käuflich in der Kirche erworben werden.

Ausgehend von der “hohen Lage” über dem Dorf Heringhausen habe ich als kleiner Junge das bekannte Lied entsprechend zu deuten gewusst. So konnte Maria doch als erste sehen, was da so auf uns zukommt:

Bild 5 - Maria, breit den Mantel ausBild 5:       Maria, breit den Mantel aus

Die Pflege des Bildstocks übernimmt von Anbeginn an die Familie Aloys Stehling. Noch heute ist Aloys Stehling und sein Sohn Jochen regelmäßig am Bildstock an der Borg anzutreffen. Aloys Stehling erzählte mir unlängst, dass er im Laufe der nunmehr 41 Jahre des Bestehens mehr als 5000 Kilometer mit seinem PKW zurückgelegt hat, um der Pflege des Bildstocks nachzukommen – die Wege seines Sohnes kommen noch hinzu! Die einfache Streckenlänge beträgt ca. 2,1 km. Nicht nur ich finde, dass dies eine beeindruckende Leistung ist, die man nicht genug mit Anerkennung würdigen kann.

Erreichen kann man den Bildstock über verschiedene Wege. Zum einen ist der offizielle Weg vom Dorfplatz aus zu nennen. Dieser Weg führt von der Bestwiger Straße über die Burgstraße “Knippe” Nach rund 650 m biegt man links ab und kann den “ersten Wirtschaftsweg zur Borg” nutzen. Nach einem guten Spaziergang mit schönen Aussichten auf das Dorf Heringhausen ist man nach weiteren ~1,20 km am Ziel. Zum anderen besteht eine weitere Möglichkeit in der Nutzung des so genannten Steilpfads. Dieser Weg führt an der Bushaltestelle in der Dorfmitte (ehemalige Post) direkt auf die Borg. Der Wanderer sei allerdings gewarnt; denn das Beschreiten dieses Steilpfades hat nichts (aber auch rein garnichts) mit Spazierengehen zu tun. Hier wird entsprechende Ausrüstung in Form von guter Kleidung und auch geeignetes Schuhwerk angeraten. Eine Lagekarte ist im Heimatbuch 2015 enthalten.

Bild 6 - Hinweisschild an der Bushaltestelle “Post”Bild 6:       Hinweisschild an der Bushaltestelle “Post”

So gut wie der damalige Standort gewählt war, so fehl wirkt er zum Teil heute; denn die damals kleinen Fichten sind mittlerweile sehr groß geworden. Dies führt dazu, dass man weder vom Bildstock das Dorf einsehen kann, noch kann man den Bildstock vom Dorf aus sehen. Der Blick vom Bildstock in die Ferne bleibt aber hingegen ungetrübt. Direkt vor dem Bildstock sind, wo seinerzeit eine schöne Wiesen war, nun Blaufichten für die Nutzung als  Gestecke zu Allerheiligen und für die weihnachtliche Festzeit in Form von Adventskränzen und Kerzengestecken (Bild 7) angepflanzt worden. Neben den Weihnachtsbaumkulturen ist dies ein Hauptwirtschaftszweig für die Heringhauser Pflanzenbetriebe.

In Absprache zwischen der Familie Stehling und der Dorfgemeinschaft Heringhausen erfolgten in mehreren Einsätzen, zuletzt am 13.07.2016, eine Sanierung der Außenanlage. Vor dem vor 41 Jahren eingeweihte Bauwerk wurden Bäume gefällt und auswuchernde Hecken geschnitten. Mit Hilfe des Ausstreuens von Hackschnitzeln wurden die Zugangswege runderneuert und wieder gangbar gemacht. Der mittlerweile marode Zaun am Wegesrand wurde durch einen neuen aus Eichenholz (finanziert durch die Kirchgemeinde) ersetzt. Des Weiteren wurden die Hinweisschilder zum Bildstock wieder fachgerecht hergerichtet. Zuletzt wurden auch Malerarbeiten an den Holzbänken ausgeführt. Auch bei dieser Aktion standen wieder die Kleinsten mit zur Seite.

Bild 7 - Helfer bei der Sanierung der Außenanlage 2016Bild 7:       v.l. Josef Wippermann, Willhelm Becker-Gödde, Uwe Mertens,
Jochen Stehling, Pia und Franz Becker-Gödde, Jürgen Vollmer

Bild 8 - Rechter Zugangsweg vor der SanierungBild 8:       Rechter Zugangsweg vor der Sanierung

Bild 9 - Linker Zugangsweg nach der SanierungBild 9:       Linker Zugangsweg nach der Sanierung

Bild 10 - Bildstock nach der Sanierung der AußenanlagenBild 10:    Bildstock nach der Sanierung der Außenanlagen vom Wirtschaftsweg gesehen

image001Bild 11:    Bildstock nach der Sanierung der Außenanlagen

Die Dorfgemeinschaft Heringhausen bedankt sich bei den vielen freiwilligen Helfern für die tatkräftigen Unterstützung. Als kleiner Dank wurde durch die Dorfgemeinschaft am Feuerwehrgerätehaus eine Grillfeier veranstaltet.

 

Quellenverzeichnis:

[1]        Anlehnung an den Artikel der Westfalenpost zur Einweihung im Jahr 1975
[2]        Kath. Pfarramt
[3]        Anlehnung an den Artikel in “Rund um Ramsbeck” von Reinhardt Schmidtmann
aus der Doppelausgabe August / September 1995 zum 20jährigen Bestehen des Bildstocks

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