Nachruf Reinhard Schmidtmann

von Uwe Mertens:

Am 02.11.2019 verstarb Reinhard Schmidtmann nach langer Krankheit. Er war mein Vorgänger im Amt des Ortsheimatpflegers, welches er mit viel Engagement und stets mit Herzblut ausfüllte. Reinhard hat viele Dinge vollbracht und sich durch seine Tätigkeiten einen hervorragenden Ruf und Namen als Ortsheimatpfleger erworben sowie darüber hinaus viel Anerkennung verdient.

Auf seine Schaffenskraft sind Projekte in der Gemeinde Bestwig und im Besonderen im Ortsteil Heringhausen zurückzuführen. Auf einige wichtige Projekte möchte ich näher eingehen:

Panoramaweg

Der Panoramaweg in der Gemeinde Bestwig ist mittlerweile überregional sehr gut bekannt und wurde bereits mehrfach durch den Deutschen Wanderverband (DWV) mit dem Gütesiegel „Qualitätsweg wanderbares Deutschland“, dem höchsten Qualitätskriterium für einen prämierten Wanderweg ausgezeichnet.

Reinhard Schmidtmann ist unbestritten der geistige Vater dieses Wanderwegs; er hat ihn ausgearbeitet und bei der Gemeinde Bestwig vorgestellt. Der Panoramaweg zeichnet sich mit rund 53 km Länge entlang der idyllischen Ortschaften der Gemeinde durch herrliche Fernblicke aus. 

Durch Wälder und Landschaften begegnet den Wanderern unter anderem alte Spuren des Schiefer- und Erzbergbaus. Zudem führt der Weg an vielen Wegekreuzen, Kapellen und Kirchen vorbei, die die Geschichte des Sauerlands mit seinen schwarz-weißen-Fachwerkhäusern näherbringt.

Auszeichnung / Zertifizierung 2011

Da sich zwischenzeitlich viele ehrenamtlich tätige Helfer an der Pflege des Wanderweges beteiligen und über die Jahre Stunden an Arbeitszeit in das Projekt investiert haben, sind die jeweiligen Auszeichnungen durch den DWV möglich.

Schnadegänge

Nach über 300 Jahren wurde im Jahr 2002 die erste Heringhauser Schnad ausgeführt. Auf Wunsch der Dorfbewohner setzte sich Reinhard Schmidtmann dafür ein, dass aus der Idee eine Tat wurde. Er durchforstete die alten Karten der Steuergemeinde Heringhausen (Urkataster aus dem Jahre 1826) und arbeitete einen Grenzgang heraus, der die Beteiligten zum ersten Grenzpunkt am Bähnchen hinter dem Stauwehr zu einem Treffen mit Vertretern des Nachbarorts aus Bestwig-Velmede führte. Anschließend ging es den sehr steilen Weg hoch in Richtung Mailegge, über Andreasberg, Dörnberg und den Rühlborn führte der Weg wieder zurück zum Abschluss in die Schützenhalle. Bis zum Jubeljahr 2014 wurden in den folgenden Jahren weitere Grenzgänge abgehalten.

Reinhard als Wanderführer

Dorfjubiläum 2014

Für das bevorstehende Dorfjubiläum im Jahr 2014 wurde bereits im Jahr 2011 die Dorfgemeinschaft Heringhausen ins Leben gerufen.

Die Dorfgemeinschaft ist somit noch ein relativ junger Verein, sie übernimmt zwischenzeitlich viele bereits erfolgreich durchgeführte andere Aufgaben und führt diese sehr erfolgreich zur Unterstützung des Dorflebens aus. Beispielhaft kann man das bereits umgesetzte Leader-Projekt „Hammerwerk“ und das aktuell  laufende Leader-Projekt zum „Rast- und Bergbauspielplatz“ am Bähnchen sowie die Montage der weihnachtlichen Straßenbeleuchtung aufzählen. Aber auch die jährlichen Säuberungsaktionen im Dorf, die koordinierten Jahresterminkalender, der jährliche Motorradausflug oder die Heringhauser Immobilienbörse sind durchaus erfolgreiche Maßnahmen.

Dorfführung

Als unstrittigen Höhepunkt muss man aber das Dorfjubiläum in Heringhausen nennen, welches im Jahr 2014 (700 Jahre) gefeiert werden konnte. Das wir diese Feierlichkeiten überhaupt haben begehen können, haben wir der intensiven Recherche von Reinhard Schmidtmann zu verdanken, der in vielen Einsätzen zur Erforschung alter Urkunden unschätzbare Arbeit geleistet und letztendlich eine Urkunde gefunden hat, in der unser Heimatdorf im Kirchspiel Velmede im Jahr 1314 erwähnt wird. Es gibt weitere Urkunden mit der Namensnennung Heringhausen, diese können aber nicht zweifelsfrei unserem Dorf zugeordnet werden.

Reinhard und Marlies Schmidtmann (Historischer Umzug 31.08.2014)

Diavorträge

Reinhard hatte praktisch immer seine Kamera am Mann und im Ergebnis kann festgehalten werden, dass seine ungezählten Fotos nicht in irgendwelchen Schubladen oder Bilderalben verschwanden; er stellte sie einem interessierten Publikum gerne in selbst organisierten Diavorträgen im Pfarrheim oder in der Schützenhalle zur Schau. In Summe sind so mehr als 20 Diavorträge über die Ortsgeschichte und die Vereinsaktivitäten im Dorf zustande gekommen.

Ahnenforschung

Bei vielen Menschen erwacht das Interesse an der Genealogie meist an der eigenen Familie. Man befragt ältere Mitglieder der Familie sowie Verwandte nach familiären Zusammenhängen und der Herkunft der Vorfahren. Ggf. können auch Bekannte und Nachbarn helfen. Familienbücher, Fotos und Tagebücher können weitere wichtige Informationen liefern. So hat auch Reinhard Schmidtmann begonnen, bevor ihn das „Fieber“ packte und er damit seine Forschungsarbeit ausweitete. Da Archivbücher der Kirchen wichtige Informationsquellen sind, um familiäre Bezüge herzustellen, suchte Reinhard Schmidtmann Archive, verteilt über die gesamte BRD (vorwiegend aber hier in NRW) auf. Im Laufe der Jahre wurde seine diesbezügliche Datenbank immer umfangreicher. Viele Menschen haben ihn in diesen Belangen auch aufgesucht und um Mithilfe in familiären Angelegenheiten gebeten, die er auch gerne gegeben hat.

Reinhard war aber auch auf anderen Gebieten der Geschichtsforschung aktiv. Der Umfang ist so groß ist, dass es den Rahmen sprengen würde, sie hier alle zu erwähnen.

Den großen Teil seiner erlangten Erkenntnisse hat er immer an andere  weitergegeben und sie der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. So sind seine Artikel z. B. in der hiesigen Presse wie Westfalenpost, in der Westf. Rundschau, im Sauerlandkurier, den Heimatbüchern, in „Rund um Ramsbeck“ oder auch in überregionalen Wandermagazinen zu finden.

Ehrenmitglied und Ehrenmedaille

Im Jahr 2008 wurde ihm im Rahmen der Feierlichkeiten zum Neujahrsempfang im Rathaus der Gemeinde durch den Bürgermeister Péus die Ehrenmedaille der Gemeinde Bestwig für seinen Einsatz in der Heimatpflege verliehen.

Reinhard mit der Ehrenmedallie

In der Generalversammlung der Dorfgemeinschaft im Februar des Jahres 2015 wurde Reinhard Schmidtmann aufgrund seiner vielen Verdienste zum Ehrenmitglied ernannt. Im gleichen Jahr zog er sich auch aus dem Vorstand der Dorfgemeinschaft zurück. Mit dem Ausscheiden aus dem Vorstand hat Reinhard Schmidtmann auch das Ehrenamt des Ortsheimatpflegers von Heringhausen offiziell niedergelegt.

Persönliche Danksagung

Somit hat er das Amt des Ortsheimatpflegers, welches er mehr als 30 Jahre innehatte, noch zu seinen Lebzeiten abgegeben. Ein Umstand, der sich für mich als sehr nützlich erwiesen hat. In der Generalversammlung aus Februar 2015 wurde ich als sein Nachfolger vorgeschlagen. In vielen späteren Treffen mit ihm stand er mir bei Fragen jedweder Art mit Rat und Tat zur Seite. Außerdem haben wir an einigen weiteren Terminen und Veranstaltungen, die das Wirken und Schaffen des Ortsheimatpflegers betreffen, zusammen teilgenommen. Auch nach dem Ausscheiden aus dem Amt hat Reinhard Schmidtmann bei der Wanderwoche zum Panoramaweg die Endetappe ausgearbeitet und geführt.

Sein Tod hat uns alle getroffen, hegten wir doch alle nach seiner Erkrankung die Hoffnung auf eine baldige Genesung. Gerne hätte ich mit ihm noch weitere Jahre zusammengearbeitet. Mit ihm haben wir ein wertvolles Mitglied der Dorfgemeinschaft verloren, seine Spuren werden aber noch sehr lange bleiben.

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